Interview mit Finalistin Ella zum Finale der ersten Staffel von „Geschickt eingefädelt – wer näht am besten?“ Lest auch das Final-Interview mit Céline und mit Gewinner Tobias!
Liebe Ella, wir gratulieren ganz herzlich zum Einzug ins Finale und dass Du dabei so toll abgeschnitten hast. Wir haben gerne mit Dir gelacht, mitgelitten und haben Dir gerne beim Nähen über die Schulter geblickt.
Du hast bewiesen, dass Du unter den besten Hobbyschneidern Deutschlands bist und mit den anderen Finalisten und allen anderen Kandidaten viel dafür getan, Menschen in Deutschland für unsere Leidenschaft, das Nähen, zu begeistern! Herzlichen Dank dafür!
Danke auch, dass wir Dich noch mal zum Finale von „Geschickt eingefädelt“ interviewen dürfen!
Wie hast Du das Finale erlebt und wie hast Du Dich im Moment der Entscheidung gefühlt?
Das Finale war total schön. Es hat total viel Spaß gemacht, diese anspruchsvolleren Sachen zu nähen. Die Stimmung zwischen uns, Céline, Tobias und mir war sehr gut und entspannt. Wie schon in der Woche davor hatte ich (bis kurz vor Schluss) sehr viel Spaß beim Nähen. Bei der Ärmelaufgabe musste ich etwas überlegen. Da konnte ich Florian auf einmal so gut verstehen, der ja öfter sagte: Ich muss jetzt noch mal von vorne anfangen! Wenn die Idee einfach nicht richtig ist, sich nicht richtig anfühlt, dann kann man es nicht durchziehen. Trotzdem hatte ich bei diesem kreativen Prozess total viel Spaß.
Der Moment der Entscheidung war keine große Überraschung für mich. Mir war völlig klar, dass Tobias gewinnen muss und ich hätteihn auch gewinnen lassen. Ich wusste im Grunde, was unter diesem Vorhang steckt. Denn meine Ärmellösung war sehr schön, aber ich hatte innen nicht mehr versäubern können und somit war sie nicht ganz fertig. Mein Abendkleid war auch nicht ganz fertig, daher war ganz klar, dass ich nicht gewinne. Tobias hatte den Ärmel gewonnen und sein Kleid saß richtig gut. Ich war daher nicht so überrascht sondern habe mich einfach für Tobias gefreut, weil ich ihn sehr gerne mag und ich fand, dass sein Kleid sehr, sehr schön aussah.
Erzähl uns etwas über Dein Finalkleid: Welches Schnittmuster hast Du verwendet? Wie hast Du den Stoff ausgewählt und wer war Dein Modell? War es schwieriger, für eine vertraute Person zu nähen oder fiel es Dir leicht?
Ich habe mein Schnittmuster selbst konstruiert, wie alle anderen Schnittmuster für die Upcycling-Aufgaben und die Aufgaben mit Models. Den Stoff hatte ich beim Dressmakers Ball gesehen und hatte kurz zuvor erfahren, dass ich Kandidatin bin und dass ich im Laufe der Sendung ein Abendkleid nähen muss. Als ich diese Spitze sah, war es so ein Schockmoment an Stoffliebe! DAS MUSS ICH HABEN, das ist es!
Mein Modell war meine Cousine Lisa. Es fiel mir sehr leicht, für sie zu nähen. Ich fand es so nett, dass sie neben mir saß. Wir haben die ganze Zeit gequatscht und es war sehr angenehm. Sie weiß, wie ich in so einer Stress-Situation drauf bin und kann damit auch umgehen. Es hatte sich ja gegen Ende abgezeichnet, dass ich nicht fertig werden werde und sie konnte mit meiner Frustration in diesem Moment umgehen. Wenn man die englische „Sewing Bee“ kennt, was ja zu erwarten, dass jemand Bekanntes kommt. Dass sie es ist, damit hatte ich nicht gerechnet.
Was ist Deine Meinung über die beiden anderen Kandidaten und ihre Abendroben?
Wenn man sich Célines Kleid von nahem angeschaut hat, das war unglaublich gut gearbeitet. Inge hatte uns erzählt, dass sie das gleiche Kleid in ihrem Atelier genäht haben und wie lange sie daran genäht haben. Céline hat das als Hobbyschneiderin so unfassbar schnell und präzise gemacht. Davor habe ich eine Menge Respekt.
Tobias Kleid hat verdient gewonnen, das sah sehr schön aus.
Die beiden hatten jeweils ein fertiges Schnittmuster ausgewählt. Ich hatte einen zusätzlichen Schwierigkeitsgrad, weil ich nur meinen Grundschnitt auf Folie hatte, aber keine anderen Größen, aus denen ich auswählen konnte. Ich glaube auch nicht so recht an feste Konfektionsgrößen. Deshalb hat es sehr lange gedauert, das Kleid anzupassen. Da ich relativ wenige Teilungen hatte, gab es kaum Stellschrauben zur Schnittanpassung. Vielleicht war das taktisch nicht so klug. Auf der anderen Seite ist das genau meine Art zu nähen. Ich wollte etwas zeigen, was typisch ELLA ist. Aber ich würde empfehlen, einen leicht elastischen Stoff zu verwenden, ein leichter Elasthan-Anteil hätte mir sehr geholfen.
Welche Challenge ging Dir insgesamt am einfachsten von der Hand, welche war am schwierigsten?
Ich glaube am einfachsten und am meisten Spaß gemacht hat mir die allererste Aufgabe mit dem Hemden-Upcycling. Da habe ich alles gezeigt, was ich gerne mache. Ich habe direkt an der Puppe und am Stoff einen sehr körpernahen Schnitt konstruiert. Habe diese Corsage gemacht, hinten mit der Knopfleiste des Hemdes als Verschluss. Damals habe ich schon mit französischen Nähten gearbeitet und schon den Beleg knappkantig abgesteppt. Das hat man in der Sendung aber nicht so gesehen aber das war die Aufgabe, wo ich mich total ausleben konnte.
Ich hatte zuhause keine Schneiderpuppe. Dort erstmals mit einer Schneiderpuppe zu arbeiten war eine richtige Offenbarung. Das ist ja viel einfacher als auf dem Boden aufzumalen, anzuprobieren, zu ändern…
Und das Kleid aus dem tollen Pannesamt mit den roten Pailletten aus dem Jeans-Upcycling!
Am schwersten gefallen ist mir das Bustier. Da habe ich nicht so gut abgeschnitten, weil ich nicht ganz verstanden habe, warum ich dazu diesen BH brauche. Ich habe ein komplettes Bustier konstruiert aus 9 Schnittteilen und hatte dann das Problem, den BH noch einbauen zu müssen. Er saß vorher super an der Puppe! Aber ich dachte, er muss ja irgendwie da mit rein, eigentlich hätte ich den BH unauffällig in die Ecke schmeißen sollen (lacht). Durch das nachträgliche Einnähen des BHs ist mir dann die Oberkante ausgeleiert. Das war einfach ein Denkfehler. Trotzdem habe ich mich über den letzten Platz gewundert, das war ja die Aufgabe mit der Blindbewertung, das war schon interessant, wie bewertet wird, wenn das Modell für das einer anderen Kandidatin gehalten wird.
Gibt es eine Aufgabe, die Du vermisst hast und die Du gerne angegangen wärst?
Ich habe fest damit gerechnet, dass eine Hose kommt und hatte extra diesen Übertritt geübt. Ich hätte diese viel lieber genäht als eine Jogginghose. Es war schön, dass Überraschungen dabei waren wie der Duschvorhang. Das hatte ich noch nie gemacht! Und die anderen Kandidaten ebenfalls nicht, so eine Herausforderung war für uns alle neu! Die ist mit dem Meisterstück der Woche mit meinem Ananascape dann ja auch sehr gut gelaufen. Durch diesen Duschvorhang wurde bei mir ganz große Ananasliebe ausgelöst. Ich war ja total verwundert, dass KEINER diesen Stoff wollte, ich fand ihn am allercoolsten und dachte, jeder wolle ihn haben! Aber das war allen klar, dass das mein Stoff ist.
Gab es für Dich einen Wendepunkt in der Sendung, ab dem Du geglaubt hast, es bis ins Finale und damit aufs Siegertreppchen schaffen zu können? Umgekehrt: Gab es einen Moment, an dem Du dachtest: „Nun ist es vorbei!“?
Ich dachte als ich mit dem Bustier auf dem letzten Platz gelandet bin: Schade, es sieht nicht gut aus für mich! Dann habe ich mir die Glitzerschuhe bestellt. „Wenn ich ins Finale komme, trage ich da diese Schuhe.“ Und wenn ich die jetzt bestelle, dann muss ich ja ins Finale kommen! Ich habe versucht, das Karma auszutricksen und das ist ja auch gelungen.
Als ich dann das Ananascape genäht habe und solchen Riesenspaß hatte, dachte ich „Jetzt sieht es wieder gut aus für mich!“
Welches Deiner eigenen Modelle aus der gesamten Staffel gefällt Dir am besten? Welches Modell eines anderen Kandidaten hat Dich am meisten beeindruckt?
Ich fand Célines Bustierlösung mit den schwarz-weißen Streifen sehr schön. Ich habe mich teilweise von der Stoffauswahl der anderen Kandidaten inspirieren lassen und habe mir nach den Dreharbeiten beispielsweise ein Kleid aus dem Stoff von Célines Jogginghose genäht. Und ich fand Tobias´ Bustier im Vivienne Westwood-Style sehr beeindruckend! Generell seine Sachen! Wir sind da sehr unterschiedlich, ich nähe ja für mich selber und denke daher immer in Tragbarkeit und er macht eher Haute Couture. Das meiste davon, da wüsste ich nicht so genau, wann ich es tragen sollte aber es gefällt mir sehr gut!
Von meinen eigenen Sachen gefällt mir alles! Sonst hätte ich es ja nicht gemacht!
Ich habe nur Sachen genäht, die auch meinen persönlichen Geschmack treffen, die ich schön finde, da könnte ich gar nichts hervorheben.
Wie hast Du Dich als Hobbyschneider durch die Sendung weiterentwickelt? Nähst Du jetzt anders/besser?
In meinem Kopf sitzt ab jetzt so eine kleine Inge, die sagt, da hängt noch ein Faden, schneide den schnell ab! Ich frage mich immer, ob Inge damit zufrieden wäre und manchmal denke ich: Ne, wäre sie nicht aber ich will das heute Abend anziehen und dann mache ich das auch.
Es hat mir gezeigt, was noch so möglich ist. Wenn ich an Céline denke, da kann man sich schon eine Scheibe abschneide. Das schadet ja nicht, so schön akkurat zu nähen. Da werde ich noch mehr drauf achten. Ich möchte sehr Inge gerne in ihrem Atelier besuchen, vielleicht kann ich da noch etwas dazulernen. Und ich werde ab und an handrollierte Säume nähen, damit Inge sich freut.
Wie waren die Reaktionen in Deinem Umfeld auf die Teilnahme an der Sendung und deren Verlauf?
Die haben alle völlig mitgefiebert. Sie waren bestimmt nicht so objektiv, ihnen haben meinen Sachen immer am besten gefallen.
Wo und mit wem hast Du die Ausstrahlung der Finalsendung geschaut?
Das war sehr schön. Ich habe mit 60 Leuten, mit Freunden, Familie und Bekannten zusammen in einem Lokal in Herne geschaut und als meine Cousine auf den Laufsteg kam, haben alle applaudiert. Das war sehr ein toller Moment!
Ich wusste ja, wie es ausgeht und hatte mich auf mein öffentliches Scheitern vorbereitet und manche dachten, ich mache so ein großes Public Viewing, weil ich ohnehin gewonnen habe aber das war gar nicht so.
Es war sehr schön, diesen Rückhalt und Zuspruch zu erfahren und zu erleben, wie sehr alle hinter mir stehen.
Wie geht es für Dich nach Geschickt eingefädelt weiter: Hast Du konkrete Pläne oder neue Herausforderungen, denen Du Dich stellen willst? Welches Nähprojekt planst Du als nächstes?
Ich möchte gerne den perfekten Ananasstoff designen. Ich will auf jeden Fall einen vernünftigen Blazer nähen, vielleicht bekomme ich da von Inge ein paar Tipps oder kann ihr mal über die Schulter schauen.
Als nächstes nähe ich mir ein Ananaskleid und ein Paillettenkleid, vielleicht aus dem Pannesamt mit den Pailletten aus der Sendung. Aus dem gestreiften Stoff vom Bustier möchte ich mir etwas Schönes nähen. Ich zeige auf meinem Blog Ellamara weiterhin hauptsächlich Fotos von mir und meinen genähten Sachen, möchte dort aber auch sehr gerne etwas über Schnittkonstruktion zeigen und erzählen, wie ich arbeite. Vielleicht auch Videos machen, jetzt wo ich weiß, dass das mit mir und den bewegten Bildern gut funktioniert.
Wie ist Dein abschließendes Fazit nach Deiner Teilnahme an „Geschickt eingefädelt?“ Was nimmst Du an Erfahrung aus deiner Zeit bei GE mit?
Ich habe gemerkt, wie verbindend diese Leidenschaft Nähen sein kann. Auch unter Leuten, die sich sonst nicht treffen würden. Dieses Hobby kann auch sehr sozial sein, man muss nicht alleine in seinem Kämmerchen sitzen. Zusammen nähen ist so schön und macht viel Spaß!
Herzlichen Dank für das schöne Interview!
- Alle Informationen zur Sendung „Geschickt eingefädelt“ im Swafing Blog!
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- Erstes Interview mit Ella Steinmann im Swafing Blog
Abbildungen: © VOX/Andreas Friese