Geschickt eingefädelt – Wer näht am besten? Anke Müller
Publiziert am 22. Oktober 2015Modedesigner und Fernsehstar Guido Maria Kretschmer sucht bei VOX den besten Hobbynäher des Landes und hat sich dabei Unterstützung von zwei Expertinnen geholt.
Auf der Pressekonferenz und Vorstellung des ersten Nähwettbewerbs im deutschen Fernsehen haben wir neben Guido daher natürlich auch Inge Szoltysik-Sparrer und Anke Müller getroffen und Ihnen einige Fragen zu ihrer Person, ihrer Expertise und der neuen Sendung „Geschickt eingefädelt – Wer näht am besten?“ zu stellen.
Im zweiten Teil der Interviewserie stellen wir Euch nach Gastgeber Guido Maria Kretschmer heute Modedesignerin, Textildesignerin und Allroundtalent Anke Müller vor.
Für viele unserer Leser ist die Wallauer Designerin Anke Müller von Cherry Picking keine Unbekannte. Viele von Euch lieben die Cherry Picking Stoffe sehr und freuen sich auf neue Designerstoffe von Anke. Im Interview könnt ihr einige weitere Seiten von Anke entdecken und bekommt zusätzlich die Antworten auf einige Fragen, die aus den Kreisen unserer Leser und Facebookfans kommen. Wieso kocht Anke nicht, was ist bei ihr beim Nähen schon mal so richtig schief gegangen und was tut sie bei einem kreativen Tief? Erfahrt mehr im großen „Geschickt-eingefädelt“-Interview!
In anticipation of Vox network’s „Geschickt eingefädelt – Wer näht am besten“ (the German version of the U.K.’s „Sewing Bee“), here on our blog we will introduce the panel of judges and the contestants, so that for the November 3rd premier you will already be in the know! Tune in Tuesday evenings at 7:15 GMT and watch 8 contestants sew their way through the different challenges given by the panel of celebrity judges.
For our English-language readers, we have here a condensed translation. Perhaps you have a way to tune in, as well! Click here for condensed english translation, please!
Guido Maria Kretschmer sagt über seine Jurykollegin Anke Müller:
Anke, sie ist so kreativ, sie hatte für jeden Tag neue Looks und es war so schön zu sehen, wie sie so eine Nähe zu den Kandidaten aufgebaut hat. Nicht nur die Kreativität sondern auch das, was die Hobbyschneider haben, diese Experimentierfreude!
Dafür war Anke perfekt weil sie genau weiß, wie das geht und weil sie nicht nur Schnitte und Stoffe entwickelt, sondern auch in dieser Szene total zuhause ist.
Das war einfach nur wunderbar für mich!
Interview mit Anke Müller über Geschickt eingefädelt – wer näht am besten?
Anke, wie hast Du denn von der Sendung erfahren und was war Deine Motivation, als Jurymitglied teilzunehmen?
Vom deutschen Pendant zu „Great British Sewing Bee“ habe ich in den sozialen Netzwerken, speziell auf Facebook, erfahren. Als ich das gesehen habe, dachte ich: „MIST, eigentlich würde ich da gerne mitmachen weil ich schon seit zehn Jahren sage, das Nähen gehört auch mal ins Fernsehen!“ Als Kandidat scheide ich natürlich aus, weil Hobbynäher vertreten sind. Ich habe dann einfach beim Sender angerufen und gefragt, inwieweit man an der Geschichte teilhaben kann. Cherry Picking war dort ein Begriff und so konnte ich relativ schnell mein erstes Castingvideo dort präsentieren.
Deine Motivation war also, Nähen ins Fernsehen zu bringen?
Genau, Nähen gehört ins Fernsehen. Nach Kochen, Backen, Gründen finde ich, Nähen darf auch mal dran!
Nachdem Du Dich im Casting durchgesetzt hattest und erfahren hast, dass Du dabei bist: Wie hast Du Dich auf die Sendung vorbereitet?
Die Sendung ist nicht gescripted, deswegen konnte ich mich gar nicht groß vorbereiten, sondern musste spontan sein. Viel wichtiger war es für mich, die Outfits vorzubereiten. Ich habe 12 verschiedene Outfits kreiert und genäht, das war meine Hauptvorbereitung. Die waren etwas aufwendiger.
Worauf dürfen wir uns da freuen? Hast Du jeweils ein bestimmtes Motto gehabt oder einen Bezug zur Sendung?
Die Outfits lehnen sich immer an die Aufgaben und deren Motto an. Ein Schlüsselelement in jedem Outfit passt perfekt zur jeweiligen Sendung . Es sind sehr bunte, auffällige, stilgebrochene Geschichten. In jeder der sechs Folgen von „Geschickt eingefädelt – Wer näht am besten?“ sieht man mich also in zwei verschiedenen Outfits.
Welche Anforderungen wurden im Vorfeld an die Kandidaten gestellt, was mussten sie „mitbringen“?
Sie müssen sich natürlich alle mit der Nähmaschine und allen Nähutensilien auskennen. Overlock, Bügelmaschine und alles, was man so braucht. Sie sollten wissen, wie man gescheit zuschneidet, welche Materialien man für welche Kleidungsstücke einsetzen kann. Das müssen sie alles können und beherrschen. Obwohl es für die Kandidaten „nur“ ein Hobby ist, müssen sie schon engagiert sein, damit sie sich sicher sind in den Projekten, die sie da vor die Nase gesetzt bekommen um sie in einer gewissen Zeit realisieren zu können, was ja mit großem Zeitdruck zu tun hat. In ihren Basics, ihrem Wissen und Tun müssen sie einfach fest verankert sein, das war sehr, sehr wichtig.
Hat jeder das Zeug, ein Hobbyschneider zu sein?
Das Handwerk kann jeder lernen aber man braucht die Muße. Zeit und Muße und man muss notfalls auch mal wieder einige Schritte zurückgehen und auftrennen, das muss man schon können.
Deshalb koche ich nicht, weil mir das alles zu lange dauert und nicht funktioniert.
Wie hast Du denn die Dreharbeiten und die Zusammenarbeit mit der Jury und den Kandidaten erlebt?
Das ganze Format war – wie man auch bestimmt im Fernsehen sehen wird – von Anfang an superherzlich. Es ist eine ganz schöne, warme Atmosphäre, nicht hektisch, einfach sehr harmonisch. Alle haben sich super verstanden: Die Kandidaten untereinander aber auch wir drei Jurykollegen haben uns sehr gut verstanden, obwohl wir alle total unterschiedlich sind. Das war genau die richtige Mischung, wie auch bei den den Kandidaten: Auch da ist jeder sehr verschieden und jeder hat seine ganz eigene Persönlichkeit, was man auch an den genähten Modellen sehen wird.
Du sagtest ja, bei der Jury habe jeder seine besondere Rolle. Dein großes Thema als Jurymitglied war die Kreativität. Wie schwer ist es, diese zu bewerten?
Kreativität zu bewerten ist nicht so einfach. Es ist so, würde man ein Kunstwerk beurteilen wollen. Das liegt ja auch zu einem gewissen Teil im Auge des Betrachters. Aber man kann nach anderen Kriterien bewerten:
Wie viel Mut hatte der Kandidat, Materialien zu mixen? Wie hat er das Thema kreativ umgesetzt? Ist er ganz stark von A bis Z an seiner Linie geblieben und macht immer wieder das gleiche und traut sich nichts. Macht immer wieder das, was einmal gut gegangen ist oder ist er mutig und probiert etwas ganz Neues und mixt zwei Stile und mixt Materialien und spinnt ein bisschen rum.
Das kann man schon sehr positiv bewerten! Da entsteht dann etwas und das Teil lebt förmlich. Es ist so einfach mehr als ein genähtes Teil, das man sich kaufen kann.
Hast Du Tipps, wie man Kreativität anregen kann, wenn man sich mehr trauen möchte oder von sich selbst denkt, nicht so kreativ zu sein?
Viele haben Angst vor der imaginären weißen Leinwand zu Beginn. Man traut sich nicht so richtig an ein Projekt heran. Ich finde, umso mehr Stile man mixt und sich traut, Material zu mixen wie Spitze und Nieten, umso spanender wird es. Aus solchen wilden Mixturen kann man etwas Tolles zaubern. Man muss sich nur trauen und einfach tun!
Nicht so sehr das Endergebnis im Kopf haben – ich weiß, Inge sagt immer, man MUSS das Endergebnis im Kopf haben – ich sage es genau andersherum. Um wirklich etwas Neues zu schaffen muss man frei bleiben und viel entsteht erst im Schaffensprozess.
Umso mehr Zutaten Du in deinem Sortiment hast, umso kreativer kannst Du werden. „Och guck mal, da hinten die orangefarbene Litze kann ich auch noch dran nähen und plötzlich sieht das Teil ganz toll aus.“ Einfach mutig und offen sein für Materialien und neue Zutaten. Das finde ich wichtig!
Was tut man bei einem kreativen Tief?
Wenn ich ein kreatives Tief habe, fahre ich in den Baumarkt. Ich weiß nicht genau wieso aber ich glaube, es hat damit zu tun, dass man sich mit einem ganz anderen Thema auseinandersetzt. Ich schaue mir dann Bohrmaschinen und Schrauben an und finde das sehr spannend. Ich glaube das ist einfach eine Fokussierung auf etwas anderes und so räumt man seinen kreativen Raum, den man sonst tagtäglich betritt, mal wieder ganz aus und streiche ihn weiß!
Wie wird sich der aktuelle Nähtrend nach der Sendung weiterentwickeln?
Man hat ja diese Wellen erlebt: Vor fünf Jahren haben alle gequiltet und mit Baumwolle gearbeitet, Kissen oder Täschchen genäht. Nun gab es die Welle des Jerseys, alle haben kleine Shirts und Tanktops und Höschen für Kinder und für sich selbst genäht. Jetzt könnte vielleicht eher auf DOB (Damenoberbekleidung) gegangen werden dass die Leute Lust bekommen, für sich selbst Kleidung zu nähen und sich auch mal an schwerere Geschichten zu trauen. Sei es anfangs ein Rock für sich selber oder eine wirkliche Jacke oder ein Blazer. Dass man einfach größere Herausforderungen beim Nähen an sich stellt. Und dann steigt oft auch der Spaß an dem fertigen Teil.
Wie hat „Geschickt eingefädelt“ Dein Leben bereichert und verändert?
Ich hatte mir Sylvester 2014/15 gesagt, für 2015 wollte ich mal was GANZ NEUES machen. Obwohl mein Job ja immer wieder neu ist, dachte ich mir, mal in einem ganz anderen Metier zu arbeiten, da hätte ich große Lust zu. Ich habe in eine andere Sparte gucken dürfen mit dem Bereich Medien / TV und habe sehr spannende, tolle Menschen kennengelernt vor und hinter der Kamera, das war absolut bereichernd.
Du bist ja studierte Modedesignerin und arbeitest neben deinen Textildesigns und den Papeterieprodukten für Cherry Picking auch in diesem Beruf, was gar nicht jeder so weiß. Wie beschreibst Du deinen Beruf und gibt es Gemeinsamkeiten mit dem Maß Schneiderhandwerk, für das deine Kollegin Inge steht?
Das Modedesignstudium beinhaltet quasi eine kleine „Schneiderlehre“, sprich die Basics und Handgriffe, die Inge in Perfektion beherrscht, haben wir auch angerissen. Da gibt es schon Unterschiede aber es ähnelt sich sehr.
Modedesign ist ganz schwer zu definieren. Guido ist ja auch Modedesigner, wir haben eigentlich den gleichen Beruf aber arbeiten ganz anders. Er hat große cotourige Kollektionen die er auf Modeschauen präsentiert, ich habe mir den Bereich des Fertigens und Verkaufens in Boutiquen hinein gewählt. Guido, Inge und ich machen alle drei Kleidung, aber jeder bringt sie anders an den Kunden.
Das ist das, was das ganze Design bietet – jeder findet für sich seine Nische. Wenn ich Modedesign studiert habe, muss ich ja nicht nur bei Mode bleiben – Mode ist ja so viel: Accessoires, Stoffe, Schuhe, Taschen, weitestgehend auch alles, was mit Design zu tun hat. Da kann man alles machen, das ist superschön!
Was war das Schlimmste, was Dir mal beim Nähen passiert ist?
Ich habe mal zu Studienzeiten ähnlich wie in der Sendung unter Zeitdruck einen bodenlangen Mantel genäht und hatte beim Nähen einen dünnen, langen Schal an. Und es musste schnell fertig werden und ich musste nur noch absteppen und dann habe ich ausversehen das Tuch mit eingenäht hatte aber keine Zeit mehr, das wieder wegzumachen. Dann habe ich es einfach so gelassen und als Design verkauft.
Was rätst Du jungen Kreativen, die sich mit dem Gedanken tragen, diesen Beruf zu ergreifen?
Ich bin mir nicht so sicher, ob man unbedingt ein Studium dazu braucht. Ich glaube, wenn man eine richtige Schneiderlehre macht und einfach schon kreativ ist, kann man das auch so machen und sich danach als Designer bewerben. Die Basics musst du haben, das ist ganz wichtig. Man sollte nicht an diese Sache rangehen und als Designer nur malen. Modedesign hat sehr viel mit Handwerk zu tun. Ich muss wissen, wie Schnitte funktionieren und im Grunde ein Konstrukteur sein.
Wie funktionieren die Stoffe, wie harmonieren sie miteinander und mit dem Schnitt oder muss ich gar erstmal einen passenden Stoff entwickeln? Das sind ganz viele Fähigkeiten, die man haben muss. Ich rate jedem, offen für alles zu sein und sich nur auf das reine Malen von Kleidern zu beschränken, denn das reicht nicht.
Thema Textildesign – du entwirfst Stoffe für Swafing. In welcher Umgebung kommen dir denn die Ideen für deine Kreationen, woher nimmst DU die Inspiration?
Oft entstehen diese Ideen witziger Weise bevor ich ins Bett gehe. Bevor ich einschlafe, kommen mir ganz viele tolle Ideen, weswegen ich neben meinem Bett immer einen dicken Block liegen habe, wo ich schnell noch etwas aufschreibe oder aufscribblen kann. Oder es passiert ganz klassisch zur Arbeitszeit in meinem Atelier: Da sitze ich und denke mir etwas aus und dann funktioniert es auch meistens.
Gibt es denn einen deiner Stoffe, auf den du besonders stolz bist oder der eine ganz besondere Bedeutung hat?
Es fing viel mit Mister Fuchs an, den habe ich als ersten gemacht. Dieser kleine Fuchs war schon auf meiner Papeterie überall bis er auch meinem ersten eigenproduzierten Stoff kam. Durch die Verbindung mit Swafing konnte er groß vertrieben werden und in mehreren Varianten auf Stoff erscheinen. Auf den Kerl bin ich schon ein bisschen stolz.
Gibt es in deiner Karriere etwas, was Du aus heutiger Sicht anders gemacht hättest?
Ja! Am Anfang der Gründung hast Du ja viel im Rücken in Bezug auf Finanzen. Du hast Kredite aufgenommen um gründen zu können.. Geld und Kreative sind oft eine schwierige Mischung, wenn Du zuviel an Gelddinge denkst, kannst du schnell unkreativ werden. Irgendwann habe ich gesagt, diesen Bereich muss ich in meinem Hirn ausschalten um mich nicht zu blockieren. Einfach realisieren, worauf ich Lust habe und was mir durch den Kopf saust und seitdem läuft es perfekt. Das hätte ich schon eher tun sollen, das ist das Einzige.
Wobei man das Finanzielle ja auch im Blick behalten muss. Du musst dich darum kümmern und es strategisch im Kopf trennen und zu bestimmten Zeiten nur kreativ sein und danach gezielt an die Buchhaltung gehen oder einfach jemanden als Partner haben, der diesen Part übernimmt und man bleibt selbst davon frei.
Was nähen wir uns 2016?
Ich glaube ich bleibe erstmal bei kleinen süßen taillierten Jäckchen – am liebsten aus Cord bedruckt mit Millefleurblümchen, das fände ich ganz süß!
Welche Stoffe spielen eine Rolle? Du sagtest, Du siehst Damenoberbekleidung und entsprechende Stoffe als logische Weiterentwicklung des Nähens für Kinder. Was wird man demächst von Dir sehen?
Bisher hatte ich ja wirklich viel Jerseys und Kinderprints, wobei auch immer wieder erwachsenentaugliche Sachen dabei waren. Für 2016 möchte ich vielleicht eine kleine feine, feminine Stoffkollektion zeigen mit vielen schönen Qualitäten, die fließend sind und einfach Spaß machen, beim Anfassen und Vernähen.
Wenn Du nicht arbeitest, womit verbringst Du Deine Zeit gerne?
Wenn mir Freizeit bleibt bzw. – die Arbeit ist ja schon fast meine Freizeit, weil ich sie so liebe – ich male zum Ausgleich gerne große Bilder, also auf großen Leinwänden oder ich laufe.
Wenn Du einem Promi oder einer besonderen Person etwas nähen dürftest, wer wäre das und was wäre es?
Ich mag Ina Müller so gerne, nicht nur wegen der Namensverwandschaft. Ich glaube, das ist eine sehr lustige, spritzige Person, die auch gerne modische Sachen mitmacht. Sie könnte und würde bestimmt auch gerne so einen Stilmix tragen! Da würde ich gerne etwas probieren. Ich würde ihr so eine süße kleine enge Jacke verpassen und würde sie zu gerne mal in einem ganz coolen Bleistitftrock sehen mit hohen Schuhen.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
GESCHICKT EINGEFÄDELT – WER NÄHT AM BESTEN?
AB DEM 3. NOVEMBER UM 20:15 UHR BEI VOX!