Interviewserie: Geschickt eingefädelt-Kandidatin Ines Maier
Publiziert am 28. Oktober 2015In einer knappen Woche ist es so weit: Am Dienstag, dem 3. November wird um 20:15 Uhr die erste von sechs Folgen des großen Vox-Nähwettbewerbs „Geschickt eingefädelt – Wer näht am besten?“ gesendet. Nach den großen Juryinterviews mit Guido Maria Kretschmer, Anke Müller und Inge Szoltysik-Sparrer wollen wir in dieser Woche die Kandidaten der neuen Sendung in Einzelinterviews genauer vorstellen.
Alle acht Kandidaten haben uns Rede und Antwort gestanden und in die Interviews sind auch einige Eurer Fragen eingeflossen!
Heute lest ihr, was in Ines´ Leben an erster Stelle steht, wie ihr Sportweisheiten beim Nähen helfen, was die Kandidaten nach den vielen Stunden am Set noch getan haben und wer ihr liebster Promi ist!
In anticipation of Vox network’s „Geschickt eingefädelt – Wer näht am besten“ (the German version of the U.K.’s „Sewing Bee“), here on our blog we will introduce the panel of judges and the contestants, so that for the November 3rd premier you will already be in the know! Tune in Tuesday evenings at 7:15 (GMT) and watch 8 contestants sew their way through the different challenges given by the panel of celebrity judges. We have a little bit of information on the eight creative contestants. We, too, are on pins and needles and can’t wait to see who comes out ahead!
For our English-language readers, we have here a condensed translation. Perhaps you have a way to tune in, as well!
Information about the contestants • Information about the panel of judges
Geschickt eingefädelt-Kandidatin Ines Maier
Nach Katja Schirmer und Florian Lange stellen wir Euch mit Ines Maier heute eine gestandene Hobbynäherin vor, die bereits seit 35 Jahren näht.
Die gelernte Elektrikerin und Fremdsprachenassistentin Ines Maier ist eine absolute Powerfrau: Für die dreifache Mutter und zweifache Oma, die nebenbei modelt, stehen Familie und Beruf an erster Stelle. Das Nähen ist ein guter Ausgleich zu ihrem Hauptberuf und ihren vielen sportlichen Hobbies.
Interview mit Ines Maier
Wie hast Du von dem Casting erfahren und warum hast Du Dich beworben?
Ich habe im Schuljahr 2013/14 extrem viel genäht, weil mein jüngster Sohn ein Jahr in Amerika war. Da hatte ich viel Zeit, mich damit zu beschäftigen und habe viel genäht. Als ich dann vom Castingaufruf hörte, habe ich mir sofort alle britischen Folgen reingezogen und war total begeistert! Als ich mit meiner Familie gesprochen habe, sagte meine Tochter :“Das musst Du machen!“
Ich selbst war mir zunächst nicht sicher, ob ich da mithalten kann. Je mehr ich mich aber damit beschäftigt habe, desto mehr habe ich daran geglaubt. Alleine die Aussicht, für die Dauer der Dreharbeiten in meiner Heimatstadt Berlin zu verbringen, die Zeit mit den anderen Kandidaten und einer hochkarätigen Jury und überhaupt auch mal zu sehen, wie so eine Produktion abläuft, hat meine Neugierde über die Skepsis siegen lassen. Und dann habe ich die Bewerbung fertiggemacht.
Zum Casting sollte man ein selbstgenähtes Teil mitbringen – welches war es bei Dir?
Man sollte etwa Selbstgenähtes anziehen und auch etwas mitbringen. Ich war recht sportlich in einem kurzen Röckchen und einer selbstgenähten Weste unterwegs und habe dazu einen starken farblichen und stilistischen Kontrast gewählt und das Dirndlset Rosen-Mia mitgebracht.
Wie hast Du Dich auf die Sendung vorbereitet?
Das war für mich richtig schwierig, weil ich ja Vollzeit berufstätig bin und extrem viel Sport mache und eine riesige Familie habe, wo ich immer gefordert bin. Da stand die praktische Vorbereitung eher im Hintergrund. Ich habe mich zwar etwas über die eventuell zu erwartenden Aufgaben informiert und mir im Internet die Folgen der britischen Sewing Bee angesehen und studiert. Ich habe zwar einige Sachen genäht, aber keine speziellen Techniken geübt wie Manschetten oder bestimmte Kragenformen. Ich dachte mir: „Entweder reichen meine Kenntnisse oder es sind andere einfach besser.“ Rein zeitlich war es anders nicht möglich. Das Nähen ist ein Ausgleich für mich und ich kann nicht auf Sport verzichten, sonst bin ich total unausgeglichen. Wenn ich nur still an der Nähmaschine gesessen hätte, wäre das nicht gut gegangen.
Wie war es, erstmals vor Kameras und vor den Augen der Jury zu nähen und wie bist Du mit dem Zeitdruck zurechtgekommen?
Der erste Tag vor der Kamera war extrem spannend und interessant. Das erste Mal an so einem Set zu sein, das erste Mal die Jury zu sehen und die anderen Kandidaten kennenzulernen, das war mega spannend.
Der Zeitdruck war enorm. Wenn man so perfektionistisch veranlagt ist wie ich, dann ist es schwierig, wenn man seine Genauigkeit ablegen muss, um diese Aufgabe überhaupt fertig zu bekommen. Das bringt einen schon ins Schwitzen.
Wir hatten schnell gelernt, dass Inge trotz Zeitdruck mit Argusaugen das Werk begutachtet und die kleinsten Ungenauigkeiten bemängeln würde und diese Blöße wollte man sich ja auch nicht geben. Das war schon heftig. Gerade als Hobbyschneider nimmt man sich ja zuhause auch immer Zeit und näht nicht mit Druck. Man will es ja schön machen!
Wie ließen sich die Dreharbeiten in Dein Leben (beruflich/privat) integrieren?
Es war nicht ganz leicht, es im Büro geregelt zu bekommen. Ich musste ja einen großen Teil meines Jahresurlaubs und Überstunden nehmen.
Daher ist jetzt der Punkt gekommen, einen großen Dank an meine Familie und an meinen Freund und meine liebe Kollegin Nadine zu sagen, die während meiner Abwesenheit zuhause und im Büro dafür gesorgt haben, dass alles weiterläuft! Das ist mir ganz wichtig!
Wie war der Umgang mit den anderen Kandidaten? Gibt es einen, unter ihnen, der Dir besonders ans Herz gewachsen ist und wenn ja, wer und wieso?
Der Umgang mit den anderen war grandios. Ich glaube, das hätte keiner von uns erwartet, dass wir uns so gut verstehen. Das lag daran, dass wir so verschieden waren. Die Céline hatte ich schon beim Casting kennengelernt. Außerdem wohnt sie ganz nah bei meinem Bruder in der Schweiz, da hatten wir gleich einen Draht. Sie ist ja auch eine sehr perfektionistische Näherin und mit ihr habe ich mich super verstanden. Und auch sonst, bis auf Meike waren alle Kandidaten im Alter meiner Kinder, so bin ich automatisch in diese Mutterrolle geschlüpft, da kann man nicht anders. Meike ist so etwa in meinem Alter, das war dann der Austausch auf der erfahrenen Ebene.
Und dieses Klassenfahrt-Feeling war unvergleichlich – Man ist da viele Stunden gemeinsam am Set und geht danach noch gemeinsam Stoffe einkaufen in jeder freien Minute, wo man eigentlich mal eine Pause bräuchte. Wir haben in Berlin überall nach Stoffen geschaut, egal wo wir waren, wir kamen an keinem Berliner Nähladen vorbei!
Das schöne ist ja, dass die Kontakte auch heute noch so gut funktionieren.
Wie war der Umgang mit der Jury? Gibt es ein Jurymitglied, dass für Dich besonders wichtig war, wenn ja, wer und wieso?
Wenn ich an die Jury denke, ist es einfach klasse. Auch die Erinnerung, was das für ein Dreamteam war: Die haben so toll zusammen gepasst! Keinen unter ihnen könnte ich einzeln hervorheben, sondern alle zusammen waren sie etwas ganz Besonderes: Anke so fröhlich und kreativ, Inge so erfahren und genau, aber auch so hilfsbereit und Guido– eine Seele von Mensch. Natürlich, witzig, ehrlich! Hut ab auch vor dieser Disziplin! Guido war teilweise lange vor uns am Set und ist nach uns gegangen. Wir saßen auch in den Pausen viel zusammen, haben mit Guido gesprochen, oder Inge setzte sich mit einer Nadel zu uns und zeigte uns noch mal besondere Stiche, das war wirklich eine tolle Erfahrung.
Gab es ein lustigstes Erlebnis vor oder hinter den Kulissen, wenn ja, welches?
Eins fand ich rund um die Sendung wirklich witzig. Ich war zwei Wochen vor den Dreharbeiten privat in Berlin, für eine Party. Da war ich mit meiner Tochter am Flughafen und zwei Männer haben uns beobachtet. Bei der Produktion sprach mich irgendwann der Produzent an. Da ging es ums Thema „Typ Mensch“ und Doppelgänger und er sagte: „Du wirst es nicht glauben. Vor zwei Wochen war ich mit Kollegen am Flughafen und da war eine blonde Frau, die hätte Deine Zwillingsschwester sein können!“ Ich ergänzte: „Und da war noch eine jüngere Frau dabei, oder? Das war ich selbst mit meiner Tochter!“
Wie hast Du Dich durch „Geschickt eingefädelt“ weiterentwickelt?
Vor der Sendung dachte ich, wenn das rum ist, schaue ich die Nähmaschine bestimmt sechs Monate nicht an.
Ich bin nach Hause gekommen und war so infiziert und motiviert. Am gleichen Tag habe ich mir eine Overlockmaschine gekauft, war am nächsten Tag in meinem liebsten Stoffladen und habe wirklich solche Lust gehabt, so viel auszuprobieren von den Dingen, die ich da gelernt habe.
Wenn ich meine Dirndl anschaue aus der heutigen Sicht, dann muss ich sagen „Oje, da habe ich aber in Berlin so viel dazu gelernt!“ Ich bin wirklich nach Hause gekommen und habe einige Kleider umgearbeitet, damit sie noch besser aussehen. Oder habe neue Reißverschlüsse in Kleider meiner Tochter eingenäht, ordentlicher und besser und ich profitiere heute noch von den neuen Fähigkeiten. An meiner Nähmaschine habe ich nach der Sendung neue Funktionen entdeckt, von denen ich 12 Jahre nicht wusste, dass sie das kann.
Was sind Deine Pläne für die Zeit nach der Sendung?
Nach wie vor bleibt Nähen mein Hobby, als Ausgleich zu all den anderen Dingen, Job, Familie, Sport. Weiter nähen werde ich aber ich werde keinen Beruf daraus machen.
Gäbe es eine zweite Staffel, was würdest Du den neuen Kandidaten raten?
Ich würde Ihnen raten, sich nicht zu sehr hetzen zu lassen, trotz Zeitdruck das eigene Ding durchziehen und die eigene Kreativität laufen zu lassen, eigene Ideen umzusetzen, sich nicht zu sehr an den anderen zu orientieren. Nicht die Ruhe verlieren und dadurch ungenau werden.
Und was wäre Dein Rat an Menschen, die durch die Sendung „infiziert“ mit dem Nähen anfangen wollen?
Da habe ich einen passenden Sportlerspruch: Just do it! Ich würde ihnen raten, eine einfache Näh-Zeitschrift zu kaufen, ein einfaches erstes Projekt auswählen, damit es auch ein Erfolg wird. Damit der Spaß gerade am Anfang groß ist. Später kann man sich auch an kompliziertere Dinge wagen. Definitiv keine High-Tech Maschine kaufen am Anfang sondern erstmal probieren, ob es überhaupt Spaß macht. Dann kann man sich natürlich auch etwas Besseres kaufen.
Wo, wie, mit wem wirst Du die Ausstrahlung der Sendung anschauen?
Ich habe schon Angst, dass gar nicht so viele Leute vor unseren Fernseher passen. Alle freuen sich und es wird ein „Public Viewing“ geben bei mir. Familie, Freunde, Kollegen…. Alle schauen mit.
Welche Stoffe verarbeitest Du am liebsten und was wäre der Stoff Deiner Träume? (ob Material, Muster, Farbe…, welchen Stoff würdest Du Dir wünschen?)
Ich verliebe mich spontan in Stoffe. In besonders tolle Farbkombinationen, Muster, Stoffe mit Struktur. Ich selbst trage überwiegend einfarbige Kleidung fürs Büro. Ich kaufe aber sehr gerne tolle, gemusterte Jerseystoffe, weil ich jetzt meine tolle Overlockmaschine habe und nach der Sendung ganz viel mit Jersey gearbeitet habe. Zusätzlich nähe ich gerne meine Dirndl, weil ich mich da im Mustermix total austoben kann.
Mein Traumstoff fürs nächste Projekt – Céline muss ich da als Vorbild nehmen. Sie hatte so einen tollen Wollmantel, dass ich gesagt habe, sowas will ich auch! Einen richtig tollen Wollstoff mit etwas Struktur drin. Für mich aber nicht in einem Gelb, sondern vielleicht in Bleu, das gut zu meinen blonden Haaren passt.
Wie oft nähst Du?
Etwa jeden zweiten Monat wird ein Projekt fertig. Meine Enkeltochter bekommt an ihrem Geburtstag Ende Oktober ein neues Dirndl, einer meiner Söhne geht wie Katja Schirmer auf Conventions und für ihn soll ich auch bald wieder ein neues Kostüm nähen. Da bin ich immer beschäftigt.
Was nähst Du am liebsten und wie beschreibst Du Deinen Stil?
Am liebsten nähe ich für mich selbst zeitlose Dinge wie schmale Röcke, Sommerkleider oder Hosen, weil ich die meiste Zeit im Büro verbringe. Mein Stil liegt zwischen femininer Mode und sportlicher Eleganz. Ich nähe einen großen Teil meiner Garderobe selbst und ziehe es gerne im Büro an.
Als Kontrast dazu nähe ich gerne die Dirndl.
Was ist Dein „Angstgegner“ beim Nähen und was war bisher Dein schlimmstes Näh-Missgeschick oder „TFT- Teil für die Tonne“?
Richtige Angstgegner habe ich beim Nähen nicht. Ich arbeite nach dem Motto „wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ und ich lerne immer gerne dazu, probiere neue Techniken aus, ganz angstfrei.
Was ich nicht so gerne verarbeite sind extrem feine oder seidige Stoffe. Da ist für mich der Aufwand-Nutzen Effekt nicht groß genug, weil ich es auch nicht oft genug trage, das lohnt sich nicht, sich damit abzuquälen. Das TFT gibt es bei mir natürlich auch, megaaufwendig habe ich ein Stretchkleid in Langgröße mit 25 Schnittmusterteilen, teils doppelt gelegt aus einem teuren, asiatischen, glänzendem Blütenmaterial – schrecklich zu verarbeiten. Das schlimmste war, dass der Stoff nicht dehnbar genug war, das es mir am Ende gepasst hätte – trotz Anproben konnte ich es nicht mehr retten, obwohl es wunderschön aussah. Es lag einfach an der falschen Stoffauswahl. Das war die Hölle. Es liegt allerdings im Keller, nicht in der Tonne.
Wenn Du ein Teil für einen Promi nähen dürftest, wer wäre es und was würdest Du ihr oder ihm nähen?
Von mir würde sich bestimmt kein Promi etwas nähen lassen, dazu bin ich zu unbekannt. Mein liebster Promi wäre meine Mama, die freut sich ehrlich darüber, meine Sachen zu tragen. Ein stretchiges Kleid für den Winter in gedeckteren Farben, die sie sich selbst ausgesucht hat, das wird mein Projekt für sie.
Wenn Du nicht nähst, was machst Du sonst? (Beruflich / andere Hobbies, Lieblingsbeschäftigungen…)
Am wichtigsten sind meine Familie, die Arbeit und der Sport. Dieser Zusammenhalt, ich komme mir immer vor wie die italienische Mama mit der Großfamilie. Es klingelt an der Tür und schwupps, sind wir zehn Leute, da werden auch immer alle satt.
Und der Sport, das brauche ich einfach 3-4 mal in der Woche mindestens. Ich richte mich nach den Jahreszeiten, spiele Badminton, gehe zum Functional Training /Cross fit, natürlich viel joggen, weil mein Freund Triathlet ist, vielleicht wäre das auch mal was für mich, also schwimme ich auch und fahre Rad.
Meine sportliche Einstellung hat mir auch etwas fürs Nähen gebracht! Dieses Nicht-aufgeben, auch wenn etwas schief geht!
The more you sweat in practice, the less you bleed in battle! (Je mehr du übst und trainierst, desto weniger blutest Du in der Schlacht)
oder
Pain is nothing compared to what it feels like to quit (Kein Schmerz ist so schlimm wie das Gefühl des Aufgebens)
– das sind so meine Leitsprüche egal in welchem Lebensbereich, die passen immer. Aber trotzdem nie den Spaß verlieren. Sonst ist es auch nicht das richtige Hobby, wenn man keinen Spaß dran hat.
Und Shoppen gehen, das mag ich auch gerne!
Gibt es noch etwas, was Du gerne sagen möchtest oder ein Statement zur Sendung Geschickt eingefädelt oder zum Nähen / Kreativität allgemein?
Für mich war es eine Megaerfahrung, die auf ewig in meiner Erinnerung bleibt!
Sowas macht man einmal im Leben!
Herzlichen Dank für das nette Interview!
Links zu Ines Maier:
Alle Beiträge zur Sendung:
Geschickt eingefädelt – wer näht am besten? im Swafing Blog
GESCHICKT EINGEFÄDELT – WER NÄHT AM BESTEN?
AB DEM 3. NOVEMBER UM 20:15 UHR BEI VOX!
Alle Abbildungen (wenn nicht anders beschriftet): © VOX/ANDREAS FRIESE