Interviewserie: Geschickt eingefädelt-Kandidat Tobias Milse
Publiziert am 29. Oktober 2015Wir zählen schon die Tage! Kommenden Dienstag, dem 3. November wird um 20:15 Uhr die erste von den sechs Folgen des großen Vox-Nähwettbewerbs „Geschickt eingefädelt – Wer näht am besten?“ ausgestrahlt! Mit Guido Maria Kretschmer, Anke Müller und Inge Szoltysik-Sparrer haben wir Euch die Jury bereits vorgestellt, in dieser Woche sind die Kandidaten der neuen Sendung im Mittelpunkt des Interesses und werden in täglichen Interviews genauer vorgestellen. Die acht Kandidaten haben uns alle Rede und Antwort gestanden, sogar einige Eurer Fragen aus unseren Fanpage-Fridays sind dabei!
Heute lest ihr unter anderem, was Tobias für Schauspielerin Julia Roberts nähen würde, wieso er auf Fasermischungen schwört, welche andere Kandidatin er bewundert und wie er sich auf die Dreharbeiten vorbereitet hat.
Geschickt eingefädelt-Kandidat Tobias Milse
An Tag 4 unserer Interviewwoche stellen wir Euch mit Tobias Milse einen Liebhaber hochwertiger und teurer Materialien vor. Aus diesen fertigt der Autodidakt mit viel Herzblut elegante Taschen unter seinem Label TM Paris. Geprägt durch seine Jahre in Frankreich hat der gelernte Modemanager und Personal Shopper einen Sinn für Mode, Lifestyle und alles Schöne. Der 30jährige Berliner kochte gerne und liebt es, seine Wohnung umzugestalten.
In anticipation of Vox network’s „Geschickt eingefädelt – Wer näht am besten“ (the German version of the U.K.’s „Sewing Bee“), here on our blog we will introduce the panel of judges and the contestants, so that for the November 3rd premier you will already be in the know! Tune in Tuesday evenings at 7:15 GMT and watch 8 contestants sew their way through the different challenges given by the panel of celebrity judges. We have a little bit of information on the eight creative contestants. We, too, are on pins and needles and can’t wait to see who comes out ahead!
For our English-language readers, we have here a condensed translation. Perhaps you have a way to tune in, as well!
Information about the contestants • Information about the panel of judges
Interview mit Tobias Milse
Wie hast Du von dem Casting erfahren und warum hast Du Dich beworben?
Ich habe mich gar nicht selbst angemeldet, das hat ein Freund hier aus Berlin ohne mein Wissen getan. Er hatte es über Facebook gesehen und mich einfach angemeldet! In dem Moment, als er die Anmeldung abgeschickt hatte, schrieb er mir: „Du Tobias, ich habe eben deine Daten an eine Produktionsfirma geschickt – etwas mit nähen – kann gut sein, dass die sich bei dir melden!“
Kurz darauf klingelte in meinem kleinen Handtaschenatelier schon das Telefon. Ich fand das spannend und war sehr neugierig! Erst während des Telefonats habe ich auch von der englischen und französischen Ausgabe erfahren. Das habe ich mir angeschaut und fand es total spannend.
Da wurden mir richtig die Augen geöffnet, ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt und dann noch in Deutschland. Ich war da total begeistert und 3 Wochen später war ich dann schon beim Casting.
Zum Casting sollte man ein selbstgenähtes Teil mitbringen – welches war es bei Dir?
Ich habe natürlich meine Taschen mitgenommen! Darunter eine ganz Besondere, das ist die kleine Accessoiretasche, von Frauen auch als Clutch zu benutzen, aus ganz besonderem, schokoladenbraunem Seidensamt. Ich selbst benutze sie gerne für Reiseunterlagen oder ähnliches. Der Stoff ist zu 100% aus Seide und mit einem unter Hitze und Druck eingeprägten Muster versehen. Diese Technik nennt sich Gaufrage vom französischen Wort für „Waffel“. Der Stoff ist also „gewaffelt“.
Wie hast Du Dich auf die Sendung vorbereitet?
Ich habe mich auf jeden Fall vorbereitet und habe mir jede freie Minute Zeit genommen, um alle Techniken, die ich beim Nähen für wichtig erachte, noch mal zu üben. Teilweise musste ich etwas suchen, aber im Internet findet sich ja einiges an Nähwissen! Außerdem habe ich geschaut, was es in den anderen Sendungen für Anforderungen gab.
Ich habe mir viel Mühe gegeben, um richtig fit zu sein und dann beim Nähen nicht ganz blöd da zu stehen.
Hattest Du Erfahrungen mit dem Schneidern von Kleidung oder nähst Du vorwiegend Taschen und Mode war relativ neu für Dich?
Ich habe vorher nur ganz selten mal Kleidungsstücke geändert und einige wenige Teile für mich genäht. Mit ca. 8 Jahren habe ich Kissen genäht, mit Rüschen! Das hat mir meine Mutter beigebracht. Das Handtaschen nähen habe ich mir autodidaktisch beigebracht, weil man das in Deutschland kaum lernen kann, dazu muss man schon nach Italien gehen. Ich spreche zwar fließend Französisch und Englisch, aber mit Italienisch kann ich noch nicht dienen. Also hieß es bei mir: Mut zur Selbsthilfe.
Wie war es, erstmals vor Kameras und vor den Augen der Jury zu nähen und wie bist Du mit dem Zeitdruck zurechtgekommen?
Unter Zeitdruck zu nähen ist der Horror. Das ist sehr anstrengend. Allerdings vergisst man relativ schnell, was rundherum alles geschieht. Ich habe mich nur aufs Nähen konzentriert, so gut ich konnte. Der Zeitdruck hatte aber auch einen sehr großen Vorteil, weil man sich selbst ein Limit setzen muss. Man muss einfach loslegen und etwas machen, auch wenn man eigentlich noch nicht so genau weiß, wie man die Aufgabe angehen sollte, sonst ist es vorbei und man verschwendet zu viel Zeit und kann am Ende kein fertiges Modell präsentieren.
Wie ließen sich die Dreharbeiten in Dein Leben (beruflich/privat) integrieren?
Das ging ganz gut. Ich konnte es ganz gut in mein Leben integrieren, weil ich mir in meinem Beruf die Zeit gut einteilen kann.
Wie war der Umgang mit den anderen Kandidaten? Gibt es einen, unter ihnen, der Dir besonders ans Herz gewachsen ist und wenn ja, wer und wieso?
Wir haben uns alle sehr gut verstanden und es war keine Konkurrenzsituation. Es hat sich von Anfang an eine Dynamik entwickelt und wir haben alle sehr gut zusammengepasst, weil wir alle die gleiche Leidenschaft haben, aber trotzdem alle so extrem unterschiedlich sind.
Einen Tag vor dem ersten Drehtag saß ich erstmals mit den anderen Kandidaten zusammen und es waren so unterschiedliche, tolle Leute, das ich dachte, ich sei direkt ins Fernsehen reingefallen. Da wurde mir erst so richtig klar, ja, du bist bald im Fernsehen!
Ich habe mich mit Céline äußerst gut verstanden, weil ich sehr bewundere, wie sie näht und auch ihre Persönlichkeit… Alle haben sich gegenseitig geholfen, das war einfach toll und die Stimmung war immer sehr gut.
Wir haben danach alle den Kontakt gehalten, bis heute, das finde ich sehr besonders. Wir haben teilweise fast täglich oder gar stündlich Kontakt gehabt und miteinander geschrieben, so intensiv!
Wie war der Umgang mit der Jury? Gibt es ein Jurymitglied, dass für Dich besonders wichtig war, wenn ja, wer und wieso?
Als ich die Jury gesehen habe, war ich begeistert! Da war sofort ein Draht oder die richtige Chemie da, mit jedem von ihnen!
Guido Maria Kretschmer ist wahnsinnig sympathisch. Und auch die beiden Damen in der Jury, ich habe sofort mit jedem eine gewisse Verbindung empfunden.
Kontakt hatten wir auch in den Drehpausen und beim Essen, da das ganze Team zusammen gegessen hat, das war sehr gemeinschaftlich.
Und wer fleißig näht, der hat sich auch eine ordentliche Mahlzeit verdient!
Die Verbindung mit Guido Maria war für mich am intensivsten von den drei Jurymitgliedern, da ich mich gut mit seinem Stil und seinem Modegeschmack identifizieren kann.
Gab es ein lustigstes Erlebnis vor oder hinter den Kulissen, wenn ja, welches?
Was ganz toll war, war ein Augenblick, wo wir hinter den Kulissen zusammen genäht haben, der handgenähte Rollsaum, den uns Inge beigebracht hat. Wir haben nachts einmal auf dem Bett gelegen superspät nach den Dreharbeiten und haben dort per Hand weitergenäht, Céline, Ines und ich. Das war total witzig, das hätte ich vorher nie gedacht. Auch einige der anderen Kandidaten waren mit im Zimmer und wir hatten viel Spaß.
Es gab auch einige lustige Versprecher, da haben wir viel gelacht und noch so viel mehr lustige Erlebnisse!
Wie hast Du Dich durch „Geschickt eingefädelt“ weiterentwickelt?
Ich nähe mir noch mehr Kleidungsstücke für mich, eine Hose, zwei Westen – ich liebe Westen! Nicht täglich, aber ich mag das ganz gerne.
Außerdem habe ich viel gelernt, alleine schon den Rollsaum, das werde ich nicht vergessen. Auch wenn die Dreharbeiten innerhalb einer begrenzten Zeitspanne stattfanden, war es eine sehr prägende Zeit. Gerne würde ich mir etwas mehr Zeit nehmen, für mich zu nähen. Ein kleiner, immer mehr anwachsender Stoffstapel liegt bereit, den ich zu Kleidungsstücken für mich verarbeiten möchte.
Was sind Deine Pläne für die Zeit nach der Sendung?
Oh, ich habe da schon so einiges im Kopf. Aber das wird noch nicht verraten (lacht). Ich werde auf jeden Fall noch vor Weihnachten eine kleine Wintertaschenkollektion herausbringen – Lasst euch überraschen.
Das ist auch sonst mein Motto für die Zeit nach der Sendung:
Ich lasse mich überraschen, was nach der Sendung kommt, ich bin da sehr gespannt. Natürlich freue ich mich, wenn meine Handtaschen, die ich mit viel Herzblut fertige, etwas Aufmerksamkeit bekommen. Eine eigene Stoffkollektion wäre auch ein Traum; ich habe so viele Ideen!
Ich lasse mich selbst gerne überraschen und überrasche auch andere Menschen gerne. In der Nacht vor dem ersten Drehtag habe ich mit Florian alle anderen Kandidaten überrascht, was das war, verrate ich aber nicht. Ich habe ein bisschen geschaut, was die Kandidaten aus den anderen europäischen Sendungen danach gemacht haben, manche habe einen Kurzwarenladen aufgemacht, waren auf Messen unterwegs…. Ich wusste gar nicht, dass es so tolle große, renommierte Handarbeitsmessen gibt. Die würde ich gerne mal besuchen.
Gäbe es eine zweite Staffel, was würdest Du den neuen Kandidaten raten?
Ich habe zwei gute Ratschläge:
Erstens, ganz wichtig: Spaß haben!
Das Zweite:
Es empfiehlt sich immer, sehr gut zuhören, was die Jury sagt und auch deren Hinweise annehmen, auch wenn es unter Zeitdruck manchmal schwierig ist. Das habe ich während der Dreharbeiten gelernt und finde es sehr wichtig – gut zuhören!
Bei den Aufgaben habe ich immer das gemacht, was mir gefällt! Ob kreative oder Technikaufgabe, das war mir generell ganz wichtig. Aber ich habe schon darauf geachtet, das entsprechend der Aufgabenstellung zu erarbeiten und das mit dem persönlichen Geschmack in Einklang zu bekommen. Aber der persönliche Geschmack ist bei mir ganz wichtig, da verbiege ich mich nicht – ich lasse mich aber inspirieren!
Und was wäre Dein Rat an Menschen, die durch die Sendung „infiziert“ mit dem Nähen anfangen wollen?
Nähmaschine kaufen – einfädeln – loslegen!
Wo, wie, mit wem wirst Du die Ausstrahlung der Sendung anschauen?
Das habe ich noch gar nicht geplant – aber nicht bei mir zuhause, da ich keinen Fernseher habe!
Welche Stoffe verarbeitest Du am liebsten und was wäre der Stoff Deiner Träume? (ob Material, Muster, Farbe…, welchen Stoff würdest Du Dir wünschen?)
Ich liebe Seide und schöne Wolle, das ist etwas ganz Besonderes. Der Stoff meiner Träume, den kenne und verarbeite ich seit Jahren. Er hing in der Sendung auch an meiner kleinen Pinnwand an meinem Nähplatz, an der jeder Kandidat persönliche Dinge hängen hatte. Es ist der gaufrierte Seidensamt, als ich den das erste Mal gesehen habe, dachte ich „WOW, sowas gibt es?“ Die Haptik dieses Stoffes ist ganz besonders, so weich und doch fest, herrlich!
Aber ich bin immer offen für Neues!
Wie oft nähst Du?
Zur Zeit schneide ich mehr zu, etwa drei Mal in der Woche beschäftige ich mich damit.
Je nach Taschenmodell arbeite ich 1-2 Tage non-stop an einer Tasche aber ich mache ja auch viele andere Dinge. Manche Arbeitsschritte sind auch recht kniffelig, das kann schon mal etwas länger dauern.
Was nähst Du am liebsten und wie beschreibst Du Deinen Stil?
Am liebsten nähe ich meine Handtaschen.
Meinen Stil kann ich einfach beschreiben: Von allem das Beste!
Ich mag gerne verschiedene Stile: Das kann auch heißen, dass ich eine Jogginghose anziehe, aber keine verbeulte Jogginghose sondern eine Schöne mit passendem coolen Sweater mit schönem Print – das muss einfach gut zusammenpassen. Schuhe sind da auch das A und O, sie können einen Look komplett verändern. Ansonsten trage ich gerne schicke Lederstiefel mit engen Jeans, dazu Hemd und Weste. Nur Sakkos trage ich sehr selten. Es steht mir zwar, aber ich trage es selten. Ich finde es schön, zwischen den Stilen hin und her zu wechseln! Als roter Faden zieht sich immer die sportliche Eleganz durch. Ich bleibe immer konsequent in einem Stil und interpretiere diesen eher modisch und elegant.
Was ist Dein „Angstgegner“ beim Nähen und was war bisher Dein schlimmstes Näh-Missgeschick oder „TFT- Teil für die Tonne“?
Wenn ich nicht weiß, wie eine bestimmte Technik geht, das mag ich gar nicht. Da lasse ich mich nicht gerne überraschen, weil ich ein Perfektionist bin. Da stehe ich mir aber auch manchmal selbst im Weg.
Meine Nähmissgeschicke? Ich habe zweimal bei alten Hemden versucht, sie an den Körper anzupassen. Die passten nicht so richtig, meist denke ich beim Tragen, ne, das müsstest Du komplett neu nähen. Also wollte ich sie ändern, aber das hat nicht so recht geklappt, weil sie einfach zu groß waren, typisch 90er Jahre! Da habe ich schon mal welche in die Tonne gegeben. Aber die Knöpfe habe ich vorher abgemacht, die kann man ja noch benutzen – ökologisch denken ist mir ganz wichtig!
Wenn Du ein Teil für einen Promi nähen dürftest, wer wäre es und was würdest Du ihr oder ihm nähen?
Ein Abendkleid für Julia Roberts. Bodenlang, in einer intensiven Farbe, auf jeden Fall aus Seide oder einer Seidenmischung.
Generell möchte ich anmerken, wie toll ich Mischungen bei Stoffen finde.
Kunstfasern – da täuschen sich ja viele Leute – das ist ein Segen, welche Mischungen man daraus machen kann! Da hat sich ja auch so viel getan, die Kunstfasern sorgen dafür, die Naturfasern zu unterstützen oder die Wirkung und Eigenschaften der Stoffe zu verbessern. Ich verarbeite gerne Kunstfasern – die Mischung macht´s!
Wenn Du nicht nähst, was machst Du sonst? (Beruflich / andere Hobbies, Lieblingsbeschäftigungen…)
Ich arbeite für ein junges Lifestyle-Unternehmen hier in Berlin. Dort bin ich als Personal Shopper tätig und berate Männer zum Thema Mode und stelle ihnen Outfits zusammen, das bringt viel Spaß! Außerdem räume ich gerne meine Wohnung um. Ich liebe Kino und bin begeisterter Cineast. Das war in Paris noch besser als in Berlin. Ich habe 5 Jahre in Paris gelebt, das hat mich sehr geprägt. Wenn man in Paris ins Kino geht, gibt es extrem viele Filme im englischen Original. Und das Programm wechselt permanent und man hat eine riesige Auswahl.
Auch durch die Filme erweitert sich mein modischer Horizont, ich habe manche Filme nur deswegen geschaut, weil mir die Mode so gut gefallen hat! Das Filmbusiness fände ich auch spannend, das wäre genau mein Ding!
Gibt es noch etwas, was Du gerne sagen möchtest oder ein Statement zur Sendung Geschickt eingefädelt oder zum Nähen / Kreativität allgemein?
Habt einfach Spaß! Genießt das Leben bewusst, nehmt die schönen Sachen in Euch auf!
Das habe ich erst nach meinem 25. Geburtstag gemerkt, als ich sozusagen ein Vierteljahrhundert alt wurde. Das war in Frankreich.
Dort wird mehr Wert auf die kleinen Dinge des Lebens gelebt – und das lebe ich hier in Berlin so weiter.
Herzlichen Dank für das nette Interview!
Links zu Tobias Milse:
Tobias – Geschickt eingefädelt Fanpage
Alle Beiträge zur Sendung:
Geschickt eingefädelt – wer näht am besten? im Swafing Blog
GESCHICKT EINGEFÄDELT – WER NÄHT AM BESTEN?
AB DEM 3. NOVEMBER UM 20:15 UHR BEI VOX!
Alle Abbildungen (wenn nicht anders beschriftet): © VOX/ANDREAS FRIESE
Eine Antwort zu “Interviewserie: Geschickt eingefädelt-Kandidat Tobias Milse”
Tolles Interview Tobias, weiter so.
LG Knut J. aus HB.